Mein Wechsel von Windows zu Linux: Warum sich der Umstieg gelohnt hat
Montag, 18.11.2024 19:25 Uhr | Kategorie: Linux
Beitragsbild: ChatGPT
Nach einem halben Jahr kann ich sagen: Ich habe es endlich geschafft, Windows für immer „Bye-Bye“ zu sagen. Nach vielen Jahren der Frustration und gescheiterten Versuchen, mit Linux warm zu werden, bin ich vor einem halben Jahr endgültig zu Linux gewechselt. Jahrelanger Ärger über Windows und dessen Zwangs-Updates gehören nun der Vergangenheit an.
Wie oft hatte ich über Jahre hinweg immer mal wieder versucht, auf Linux umzusteigen, aber der Umstieg gelang mir nicht. Ich weiß nicht, warum ich es nicht hinbekam – irgend etwas klappte immer nicht, sei es bei der Installation, bei der Nutzung, als ich vor einer Kommandozeile saß und dachte: „Ja und nun?“.
Gut kenne ich noch die Zeiten, in denen Windows-Nutzer, wenn sie denn auf Linux umsteigen wollten und mal in den einschlägigen Foren nachfragten, wie dies und das funktionierte, als Antwort bekamen: „Also, wenn man Linux nutzt, sollte man das aber alles schon wissen!“ oder „Dann musst du mal recherchieren, wie das funktioniert!“. Dabei vergaßen viele scheinbar, dass jeder von uns irgendwann mal klein angefangen hatte, das ist ja bei den meisten Dingen im Leben einfach so.
Linux-Nutzer waren bis zu diesem Zeitpunkt für mich immer die „vom anderen Lager“, die den Umstieg/Einstieg zu Linux geschafft oder das Glück hatten, zuvor niemals Windows benutzen zu müssen. Nerds, mit kleiner, runder Nickelbrille oder wahlweise dicke Glasbausteinen in der Brille. Die, die keine Mädchen bekamen und lieber den ganzen Tag am Rechner saßen, um das Ganze bewusst klischeehaft darzustellen.
Ich habe nichts gegen Nerds, bin bestimmt selbst ein wenig „nerdig“. Aber scheinbar nicht nerdig genug für Linux.
Die Windows-Versionen kamen und gingen – alle paar Jahre schnappte ich mir eine Linux-CD und probierte mein Glück. Aber ich hatte keinen Erfolg, meistens scheiterte es bereits bei der Installation. Vermutlich, weil mir einfach „mehr“ Informationen fehlten, damit ich Linux besser verstehe. Ich „tue“ mich schon schwer damit, so Sachen wie GitHub zu verstehen und ich muss zugeben, ich finde auch auf etlichen Linux-Seiten einiges mehr als nur kompliziert, z.B. einen Download für eine Linux-Distribution zu finden UND dann auch noch den richtigen aus den verschiedenen Versionen auszuwählen. Aber das wird mit Sicherheit an mir liegen.
Mit jeder neuen Windows-Version hatte ich Hoffnung, dass Windows besser wird. Leider wurde meine Zufriedenheit aber von Version zu Version geschmälert. Windows vermieste mir immer mehr, etwas produktives am Rechner zu machen. Als ich nach einem Zwangsupdate in Windows in einer Art Schleife festhing, wodurch mein Rechner automatisch jedes Mal dasselbe Update neu heruntergeladen hatte, installierte, mehrere Neustarts machte und der Rechner mit viel Glück dann überhaupt noch bootete, war ich so richtig angenervt. Ein angebliches Update dagegen ließ sich erst nicht herunterladen und als das endlich ging, half es nicht, so dass der Rechner weiterhin machte, was er wollte. Nur zuverlässig benutzen, das ging irgendwie nicht mehr.
Irgendwann hatte ich das Glück, in meinem direkten Umfeld mit jemandem in Kontakt zu kommen, der Linux schon lange nutzte und auch eine eigene Cloud-Lösung für sich gefunden hatte. Ich fand das wahnsinnig spannend, mich mal ganz direkt darüber austauschen zu können.
Vorsichtig näherte ich mich also erneut einem Umstieg von Windows auf Linux und wollte zuerst mit der Cloud-Lösung beginnen. Ich selbst hatte eine ganze Zeit als Cloud-Alternative bzw. Erweiterung verschiedenes ausprobiert, als Einstieg eine WD My Cloud, was wirklich ganz grauselig war, danach nutzte ich für eine lange Zeit die Synology Diskstation DS216, später dann die Synology Diskstation 220+.
Aber: Ich wollte schon immer mal einen Raspberry ausprobieren, traute mich nur nicht wirklich an die Einrichtung. Als ich noch weitere Hilfe von anderer Seite bekam, war mein erster Raspberry ruckzuck eingerichtet, mit Nextcloud als meine eigene, kleine Backup-Lösung in meinem lokalen Netzwerk. Zuerst noch mit RaspberryOS, später dann ebenfalls mit Debian.
Schnell konnte ich dadurch auch meine Suche nach einem anderen Passwortmanager beenden, denn auch das konnte ich mit der Nextcloud umsetzen.
Nach sehr kurzer Zeit war ich mir sicher, dass ich nun endlich den Umstieg von Windows zu Linux „schaffen“ könnte. Ich bekam Debian auf meinem Rechner installiert mit 2 verschiedenen Oberflächen für Linux zur Auswahl und als ich KDE Plasma ausprobierte, war ich mir absolut sicher – weg mit Windows, hallo Linux! Diesmal wird es klappen! DAS war mein Betriebssystem und KDE Plasma meine Desktop-Umgebung!
Seitdem bin ich bei Linux geblieben und habe Windows nicht mehr genutzt. Natürlich muss ich immer noch bei vielen Dingen fragen und logischerweise mache ich auch noch Fehler. Aber in den allermeisten Fällen bekomme ich meine Fehler nun schon selbst ausgebügelt.
Nun lerne ich nach und nach weitere Alternativen kennen – und schätzen. Mein Plan war, von Facebook loszukommen. Denn Facebook nutzte ich häufig, aber eigentlich gefiel es mir nicht. Die Timeline war unübersichtlich, manches sah man erst 4 Tage später, einiges gar nicht, etliches sofort. Freunde gingen nach Instagram, aber ich konnte mich auch für Instagram nicht so wirklich begeistern.
Seit einiger Zeit entdecke ich immer mehr das Fediverse für mich. Zu Beginn, wie vermutlich in jedem neuen Netzwerk, stellte ich mir noch die Frage: „Was soll ich hier, wenn ich niemanden kenne? Meine Freunde sind bei …“. Aber nach und nach entdeckte und entdecke ich immer noch, welche Reichweite und Möglichkeiten das Fediverse eigentlich hat.
Also habe ich nach langer Zeit endlich eine Alternative zu Facebook gefunden und konnte mich dort vor Monaten abmelden. Leider kann ich mich noch nicht so ganz von Instagram lösen, aber ich bin mir sicher, dass das noch kommen wird. Vermutlich schon bald.
Mittlerweile habe ich mich so eingelebt in Debian, dass ich wieder Spaß habe, meine Rechner zu nutzen. Dadurch und bedingt durch weitere Faktoren hatte ich nach vielen Jahren auch endlich mal wieder Lust, einen Blog aufzusetzen.
Dadurch entdeckte ich, dass es ja doch noch RSS-Feeds gibt. Ich hatte im Hinterkopf, dass der RSS-Feed an sich „tot“ sei. Wie oft und gerne hatte ich früher RSS-Feeds genutzt, denn es war eine schöne Art, auf dem Laufenden zu bleiben, ohne sich z.B. für einen Newsletter anmelden zu müssen. Durch meinen Blog und die damit verbundenen Basteleien habe ich RSS-Feeds wieder für mich entdeckt.
Fazit:
Es sind ausreichend Alternativen zu vielen Dingen da, egal ob Windows, Facebook, Instagram, X (Twitter), etc. Oftmals braucht es aber jemanden, der einem dabei an die Hand nimmt und diese neuen Wege aufzeigt. Weil man in seinen bisherigen Strukturen einfach zu festgefahren ist.
Es gibt genügend Wegweiser zum Umstieg von Windows auf Linux sowie Anleitungen für den Wechsel in ein dezentrales Netzwerk. Leider sind viele dieser Anleitungen kompliziert geschrieben, sodass Einsteiger von unnötigen Informationen erschlagen werden.
Nicht jeder hat die Zeit/Konzentration/Lust, sich durch diese Informationen durchzuwuseln – zumindest nicht gleich zu Beginn.
Für mich persönlich hat sich dieses Jahr viel geändert, weitere Alternativen werde ich testen. In Debian mit KDE Plasma fühle ich mich pudelwohl, kann ablenkungsfreier arbeiten und meinen Rechner effizienter nutzen. Nebenan läuft die Nextcloud und verrichtet brav ihre Arbeit. Im Fediverse bin ich bedeutend aktiver, als ich es jemals in Facebook und Instagram war.
Ich bereue weder den Wechsel zu Linux noch den Schritt ins Fediverse – beides kann ich nur wärmstens empfehlen.