Freiheit - ein Blick über die Wolken
Freiheit - ein Blick über die Wolken

Freiheit und Verantwortung: Der Preis der Selbstverwirklichung

Samstag, 16.11.2024 06:50 Uhr | Kategorie: Gedanken

Beitragsbild: BlogZwo.me

Gedanken zum Wochenende … Thema Freiheit. Ein Grundgedanke der meisten Menschen hier auf unserer Erde ist es doch, frei sein zu dürfen, die „Freiheit“ zu genießen. Etliche Werbespots suggerieren „Freiheit“ als das absolute Lebensideal.
  

Es sei an dieser Stelle ausdrücklich betont, dass es hier nicht um die grundlegende Freiheit von Menschen geht, die in unterdrückenden Systemen oder Ländern leben, wo Freiheit ein grundlegendes und oft lebensbedrohendes Anliegen ist. Vielmehr geht es um die Freiheit im alltäglichen und persönlichen Kontext, wie sie in vielen von uns privilegierten Gesellschaften verstanden wird.
  
Aber was bedeutet „Freiheit“ eigentlich?
  
Freiheit definiert jeder Mensch für sich ganz individuell unterschiedlich. Für den einen ist alleine der Blick in den weiten Himmel „Freiheit“, ein anderer fühlt sich „frei“ mit seinem eigenen Business. Ein weiterer fühlt sich nur ohne Lebenspartner und Kinder in „Freiheit“ und verbringt sein Leben in losen und unverbindlichen Beziehungen. Der nächste wiederum erlebt „Freiheit“ und „Abenteuer“ – letzteres Wort wird ja auch immer mal wieder mit dem Wort „Freiheit“ in Verbindung gebracht – beim rauchen einer Zigarette.
  
Dieses zuletzt genannte Gefühl der „Freiheit“ wurde uns durch die Werbeindustrie vermittelt, wie einst durch den „Marlboro-Mann“, der vor lauter „Freiheit“ und „Unabhängigkeit“ strotzend auf seinem Ross in die große, weite Welt davon galoppierte, mit einer Kippe im Mund. Dass nach den vielen Jahren rauchender „Freiheit“ mit dem verbundenen „Abenteuern“ und besagter „Unabhängigkeit“ dann meistens eine schwere und quälende Krebserkrankung folgte, die diese „Freiheit“ doch erheblich einschränkte, wurde dabei natürlich nicht erwähnt.
  
„Freiheit“ kann z.B. auch bedeuten, toxische Kontakte abzubrechen, sich nur noch mit Menschen zu verknüpfen, die ein Mindestmaß an emotionaler Intelligenz, Zuverlässigkeit und Ehrlichkeit mit sich bringen. Aber sich auch ganz bewusst in feste Strukturen zu begeben, wie z.B. ein Mönch oder eine Nonne, kann eine Form der „Freiheit“ sein.
  
Also ist „Freiheit“ immer ein ganz individuelles und spezielles Empfinden.
  
Natürlich ist Freiheit verlockend, ein schillerndes Ideal, ein Zustand, den viele anstreben. Befreit von äußeren Zwängen oder gar Unterdrückung, mit Blick auf die persönliche Selbstverwirklichung.

Siehe auch  Unsere Zeit hier auf Erden und die Vergänglichkeit

„Freiheit“ kann aber auch erdrückend, beängstigend oder überwältigend sein, ein „zu viel“ auf einmal. Was vorher in festen Bahnen und Strukturen verlief – ob es nun gut war oder nicht – gab eine gewisse Form der Sicherheit. Wenn diese Sicherheit, diese bekannten und vertrauten Strukturen, plötzlich wegfallen, ist auf einmal nichts mehr, wie es war, alle Gesetze, Regeln und bekannte Strukturen sind verschwunden. Man muss sich selbst orientieren, Unsicherheiten überwinden, überlegen, welchen Weg man nun gehen wird, einiges ausprobieren, vielleicht auch ein paar Mal daran scheitern. Aber dies kann auch ein Lernprozess sein, an dem man wächst.
  

Denn: Freiheit bedeutet fast immer, eine enorme Verantwortung – sowohl für die eigenen Entscheidungen als auch für deren Konsequenzen. Keine Ausreden mehr, wenn etwas schief läuft.
  

Was z.B. viele in der Selbstständigkeit unterschätzen und warum u.a. so viele Selbstständigkeiten scheitern ist der unterschätzte Preis dieser „Freiheit“. Niemanden zu haben, „der einem immer alles vorschreibt“, kein Chef mehr, „der das Sagen hat“, usw. bedeutet eine Menge Verantwortung für das eigene Handeln zu tragen. Aber auch viele Dinge selbst in die Wege zu leiten, bei Problemen, die auftauchen, eigenverantwortlich handeln zu können und auch mit den daraus entstandenen Konsequenzen fertig zu werden. Das kann dann manches Mal eine größere Last sein als ein „sicherer“ Job in einem Unternehmen (sofern man heutzutage noch davon sprechen kann, dass Jobs „sicher“ sind).
  
Man stelle sich vor, man würde auf einer einsamen Insel landen, vollkommen frei von allen Abhängigkeiten, von sämtlichen Anforderungen und Erwartungen anderer Menschen. Totale Freiheit! Aber was muss man alles leisten, damit man diese Freiheit auch genießen – oder besser noch: einfach auf dieser Insel überleben kann, in dieser völligen Freiheit?

Siehe auch  Der Ex-Partner und der Satz "Du bist mir nicht mehr aus dem Kopf gegangen"

  
Freiheit ist also ein starkes Wort. Für viele erstrebenswert, nicht für jeden umsetzbar und etliche Menschen sind schon daran gescheitert. Der Preis der Freiheit kann hoch sein und trotzdem kann es sich lohnen, diesen Weg zu gehen. Letztlich muss jeder für sich selbst entscheiden, ob er bereit ist, Freiheit zuzulassen.

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