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Was die (sozialen) Medien mit uns machen

Achtung, dieser Artikel kann Spuren von Zynismus und Sarkasmus enthalten!

 

Nun bin ich ja schon eine ganze Zeit im Fediverse aktiv, Anfang Februar 2024 bin ich zum ersten Mal mit diesem Medium in Berührung gekommen. Zuvor war ich meist nur stille Mitleserin auf Facebook und Instagram, nebenbei nutze ich auch noch TikTok. Davor eine ganze Zeit auch Snapchat. So richtig zufrieden war ich damit nie. 

 

Ich erinnere mich gut an die Zeit der Ice Bucket Challenge, eine Aktion im Sommer 2014, die auf die Nervenkrankheit ALS aufmerksam machen sollte. Ich fand die Idee dahinter gut, aber der wirkliche Sinn dahinter erschloss sich mir nicht. Einzig und allein  die Idee, auf diese Krankheit aufmerksam zu machen, fand ich gut. Im Freundeskreis machte jeder mit, ich erinnere mich an viele Bilder von nassen Menschen, die sich im Internet präsentierten, nachdem sie sich einen Eimer eiskaltes Wasser über den Kopf gegossen haben. Und ich erinnere mich auch sehr gut an meine deutliche Nachricht an alle, die da lautete: "Wer mich für die Ice Bucket Challenge nominiert, lädt meine gesamte Familie und mich in ein teures Restaurant meiner Wahl ein!".

 

Das hatte funktioniert, man schien einen Augenblick dem Wahnsinn der sozialen Medien entrinnen zu können und es wurde einen Moment lang endlich mal eigenständig nachgedacht. Spoiler: Ich wurde nicht nominiert (aber auch die Einladung in einer Restaurant meiner Wahl blieb aus!).

 

Auf Facebook war aber schon zu dieser Zeit ansonsten nicht mehr wirklich was los, die meisten Freunde zogen zu Instagram. Aber so richtig wohl fühlte ich mich bei Instagram nicht. Diese vielen Influencer dort... das war so gar nicht meins. Die allermeisten Themen dort interessierten mich überhaupt nicht, es wurde unpersönlich, ging nur noch darum, sich irgendwie zur Schau zu stellen. Ich fand es langweilig.

 

Ich entdeckte Videos auf Instagram. Frauen in den jungen 20ern (wenn überhaupt), die allwissend ihre Lebensweisheiten ausposaunten, Teenies, die sich gerade mal alleine die Schuhe zubinden konnten. Auch wenn man manchmal daran zweifelte, ob sie es überhaupt konnten. Menschen, denen niemand gesagt hatte, dass sie sich zum Affen machen würden und die später bitterlich bereuten, diese Videos jemals ins Netz gestellt zu haben.


Kinder, die noch nicht einmal sitzen konnten, aber schon vor die Kamera gezerrt wurden. Ich kann ja nachvollziehen, dass man stolz auf sein Kind ist. Aber nie hätte ich mein Kind so ins Netz gestellt, schon gar nicht halbnackt oder hätte das Gesicht gezeigt. 

 

Was ich immer wieder erschreckend fand: Genau diese Menschen bekamen viel Beachtung. Sei es durch ihr Fehlverhalten, aber auch durch ihre teilweise dümmlich wirkenden Tipps. Irgendwann wurden die Videos immer heftiger. Die Kommentare auch. Was scheinbar völlig unterging: Hinter jedem Post, jedem Video und jedem Bild steckten echte Menschen. Es war teilweise erschreckend, was man dort in den Kommentaren alles lesen musste. Und auch die Diskussionsfreudigkeit der Menschen nahm zu, jeder musste sich zu allen Themen und Beiträgen äußern, auch wenn man keinerlei Ahnung davon hatte.

 

Irgendwann wurde alles KI-lastiger. Und die Videos wurden noch dümmer, noch erschreckender, noch abstoßender. So viel hätte man gar nicht melden können, wie es zu melden gab. Mir unbegreiflich, warum so viele Sachen auf Instagram gezeigt werden dürfen. Tiere, die ausgesetzt wurden, nur damit man seine Heldentat bei der angeblichen "Rettung" zeigen konnte, die in Plastiktüten und in den Müll gepackt wurden. Von ihrer Mutter weggerissen wurde, damit man die angeblich notwendige und "fürsorgliche" Handaufzucht zeigen konnte. Tiere die mit Farbe oder Kleber übergossen wurden, damit man die eigene heroische und stundenlange Waschaktion filmen und präsentieren konnte, zeigen durfte, wie "toll" man doch ist, diesem Tier "helfen" zu können. Und natürlich wurden gerne Spenden angenommen, klar. Dass es sich hierbei um eine Masche handelte, war den wenigsten nicht bewusst - oder sie wollten es nicht wahrhaben. Es ging hier nur um Klicks, um Anerkennung. Es nervte mich und nicht nur das.

 

Zumal die Instagram-App auf meinem Handy unfassbar stark meinen Akku belastete. Ich deinstallierte die App und schaute so gut wie überhaupt nicht mehr bei Instagram rein, behielt aber meinen Account, ebenso meinen Facebook-Account. Meine Freunde blieben bei Instagram. Das hatte dann immer häufiger zur Folge, dass mir Freunde irgendwelche Reels und Videos schickten, ich diese aber nur noch sporadisch mitbekam, weil die App-Benachrichtigungen mangels App ausblieben. Über Facebook bekam ich permanent Freundschaftsvorschläge von Menschen, die ich überhaupt nicht kannte und größtenteils auch nicht kennenlernen wollte. Irgendwie war das alles nicht meins. Das also sollten diese "sozialen Medien" sein, von denen alle sprachen?!

 

Auch der Sinn von Snapchat hat sich mir nie ergeben. Man schickt sich permanent Bildchen oder Videos hin und her, über die man irgendwelche Filter legt. Ja, das sieht größtenteils lustig aus - aber der Sinn dahinter... 🤔 und irgendwann wird es einfach langweilig. Ich habe noch einen ganzen Batzen solcher Bilder von damals und frage mich so manches Mal, was davon eigentlich gleich noch mal der Sinn war. Vielleicht bin ich auch mittlerweile einfach zu alt für diesen Kram, gut möglich.

 

TikTok war dann eigentlich die totale Verblödung, anders kann man es nicht sagen. Einmal die TikTok-App geöffnet blieb man meist über viel zu lange Zeit daran hängen. Stumpfsinnige, laute Videos, mit immer und immer wieder der gleichen Musik hinterlegt. Nur eine andere Person, die dann im Bild hin und her sprang. Oder mehrere. Einfach, weil sie sich präsentieren wollten. Ohne Thema. Dürre, viel zu schlanke Mädels, die man eigentlich hätte füttern wollen, machten drei Handbewegungen und bekamen für dieses Video 300.000 Likes. Oder auch mehr, je nachdem, wie viel oder wenig sie dabei anhatten.

 

Früher schaute ich - schon im Bett liegend und zum Abschalten "nur noch mal eben kurz" bei TikTok rein - die Videos hatten mich dann aber tatsächlich auch nach Weglegen des Handys beschäftigt, was zur Folge hatte, dass ich nicht immer sofort einschlafen konnte. Mittlerweile bin ich davon total abgekommen, nicht nur, weil ich keinen TikTok-Account mehr habe, sondern einfach keine Lust mehr auf diese Verblödung habe.

 

Gestern Abend z.B. habe ich zum Einschlafen die wunderbare und sehr ruhige Doku "Das andere Mallorca (1968)" gesehen, zumindest einen Teil davon. Das war richtig interessant. Kein ständiges Rumgeswitche mit der Kamera alle paar Sekunden, nicht ständig mit Musik hinterlegter Bums. Nein, ein ruhiger Bericht von früher. Kein Tamtam, keine Filter, nichts.

Diese Doku, übrigens eine der ersten Farbfilm-Dokumentationen im deutschen TV, war bedeutend interessanter als dieses ganze bunte und laute Rumgekaspere auf TikTok und Co.

 

Es waren einfach teilweise ruhige und harmonische Bilder, die auf mich wirkten. Und dann stellt man sich wohl oder übel mal wieder die Frage: "War früher alles besser?". Diese Frage bleibt dabei einfach nicht aus. Wie war das, früher, ohne soziale Medien? Was haben wir dadurch heute?

 

Was mich zusätzlich nervt, dass heute viele Videoschnitte so sind, dass die z.B. gezeigte Person alle paar Sekunden aus einem anderen Blickwinkel eingeblendet wird. Das finde ich unfassbar anstrengend. Und warum ist das so? Weil das Fernsehen es uns vorgemacht hat. Man fand heraus, dass Menschen nur noch eine Aufmerksamkeitsspanne eines Kekses haben, was in etwa wohl 7 - 8 Sekunden sind, dann wird ihnen langweilig. Das wird zumindest so behauptet. Ich zähle offensichtlich nicht dazu, deswegen mag ich auch heute noch Videos, die nicht alle paar Sekunden den Erzählenden aus einer anderen Perspektive zeigen.

 

Zurück zu Social Media. Zufrieden war ich mit dieser Situation nicht. Überhaupt nicht. Ich glaube, relevant ist auch, was sich der oder die einzelne Person überhaupt von Social Media erhofft. Ist es nur, damit man Abschalten kann? Oder möchte man sich wirklich mit anderen Menschen austauschen? Oder will man vielleicht nur mit anderen diskutieren, herumstreiten?! Auch das kenne ich aus so manchen Foren, in denen vorwiegend ältere Männer sich immer und immer wieder wegen der selben Themen regelmäßig verbal kloppen. Warum? Ich weiß es nicht. Gab es das früher auch?! Ich weiß es nicht.

 

Ich liebte diese alten Filme, früher. Sonntagnachmittag auf der Couch, ein alter Film in schwarz-weiß oder vielleicht auch schon in Farbe. Szenen längst vergangener Tage. In diesem Film sieht man Menschen, die sich liebten, lachten, in den Armen lagen, auf der Straße tanzten, es gab hier und da immer mal wieder kleine Dramen, aber dann war die Welt wieder in Ordnung.

 

Hachja, seufz. Früher war alles besser? Nein. War es nicht. Aber ich glaube, je älter man wird, desto mehr sehnt man sich einfach nach einigen Dingen zurück. Auch wenn man diese nicht selbst erlebt hat, wie z.B. die Sachen in diesen Filmen oder der Dokumentation über Mallorca. Das war alles lange vor meiner Zeit. Aber warum finde ich es so faszinierend? Weil ich vergleichen kann.

 

Hätten die Menschen, die wir in den damaligen Filmen sehen mit uns heute tauschen wollen? Ja, ich könnte mir das gut vorstellen. Anstatt sich auf den Feldern hart arbeitend stundenlang abzurackern, um Überleben zu können, wären sie bestimmt lieber in den Supermarkt gegangen (Oh Gott, sagt man "Supermarkt" überhaupt noch?! 👀) oder hätten sich von Picnic beliefern lassen. Natürlich. Menschen wählen meist den bequemeren Weg.

 

Anstatt mühselig einen Brunnen zu graben, machen wir einfach den Wasserhahn an und lassen das Wasser laufen. Es ist alles so bequem. Noch. Wer weiß, wie sich das mit dem Wasser in den nächsten Jahren entwickeln wird, aber viele von uns werden das vermutlich nicht mehr mitbekommen. Das ist aber ein anderes Thema.

 

Warum gefielen mir diese alten Filme dann so sehr? Diese alten Filme von früher, weit, weit vor meiner Zeit? Weil diese Filme oftmals das verkörperten, was mir in der heutigen Gesellschaft einfach fehlt. Filme, in denen Klingelstreiche von Kindern noch mit das Harmloseste war, was man sich vorstellen konnte. Man putzte sich heraus, wenn man in die Stadt ging, das gute Geschirr wurde herausgeholt, wenn Besuch kam. Es gab klare Strukturen. Oder auch nicht. Das ist aber Auslegungssache.

 

Wenn Doris Day sich in "seine" starken Arme fallen ließ, gelacht und getanzt wurde, da ging einem das Herz auf und man spürte so etwas wie die "heile Welt". Später Nesthäkchen. Wie hab ich das geliebt. Michel aus Lönneberga von Astrid Lindgren. Was waren das schöne Geschichten. War es zu dieser Zeit wirklich alles so ideal? Hatten die damaligen Generation nicht ihre ganz eigenen Probleme? Naja, letzten Endes waren es "nur" Geschichten... das darf man nicht vergessen.

 

Ich schaue so gerne die Sendung "Das war dann mal weg". Hier werden Dinge vorgestellt, die es "früher" einmal gab und heute einfach nicht mehr verwendet oder benötigt werden, Sachen, die früher Alltagsgegenstand waren und an die sich heute keiner oder kaum mehr einer erinnert, bzw. die heutige Jugend gar nichts mehr mit anzufangen weiß. Und diese Videos von früher lösen bei mir etwas aus. Wenn man in dem Video sieht, wie die Omma mit ihren alten orange-weißen Krups-Rührmixer von 1950 in der Küche steht und Kuchen backt und ihn nach Benutzung in die an der Küchenwand montierten Halterung parkt. Das war früher chic! Da stand kein Thermomix mit dem Gegenwert einer gespendeten Niere in der Küche. Wobei ich den Thermomix-Hype nie verstanden habe. Bekannte haben diesen und wenn Muttern damit "kocht", sind die Kinder total enttäuscht, es schmeckt ihnen einfach nicht. Aber gut, auch das ist wieder ein anderes Thema.

 

Und wie um Himmels Willen bin ich nun von Social Media auf alte Filme gekommen Vermutlich, weil es heutzutage scheinbar nur noch gesellschaftskritische Themen gibt. Warum ist das so? 

 

Alle Menschen sollen nun rebellieren. Gegen was? Egal. Aber man muss sich aufraffen. Jetzt. Endlich. Hast du kein Thema? Egal, dann such dir eins. Aber "dagegen sein" ist voll im Trend. Gegen links. Gegen rechts sowieso. Gegen alles. Hauptsache, du bist gegen irgendwas und kannst "dagegen" sein! Und was bringt es uns? Ich sehe derzeit nur ein einziges Chaos dabei. Unruhe so weit das Auge reicht. Dabei passiert in der Welt doch schon mehr als genug.

 

Da brechen in Blatten ca. 3 Millionen Kubikmeter Eis und Fels aus einem Berg und überschütten ein ganzes Dorf. Die Kameras halten drauf. Als vor Jahren Flugzeuge in riesige Wolkenkratzer flogen und zigtausende Menschenleben dadurch ausgelöscht wurden, hielten die Kameras auch drauf. Menschen, die qualvoll verbrannten, von Tonnen an Beton und Schutt erdrückt wurden oder aus lauter Panik und Not, aus purer Angst, bei lebendigen Leibe zu verbrennen "freiwillig" aus dem 73. Stock sprangen - in den sicheren Tod. Und wir schauen zu. Verzückt, angewidert, schockiert, belustigt. Manche sogar fasziniert. Was sich also in den sozialen Medien derzeit tut, gab es schon Jahre davor. Nur ohne Kommentarfunktion und ohne dabei selbst mit selbst erstellten Videos mitmischen zu können.

 

Die Kameras halten drauf. Jeder Experte oder auch Nicht-Experte hat dazu etwas zu sagen. Das ist halt genau so, wie wenn die TV-Übertragung eines Fußballspiels läuft. 1 Schiri auf dem Platz und Millionen andere Schiris schauen zu.

 

Noch mal zurück zu der Frage: War früher alles besser? Nein. Früher haben wir nicht so viel mitbekommen, weil es viel weniger Möglichkeiten gab, so dermaßen informiert zu sein wie heute. Im Fernsehen gab es ausgesuchte Sendungen, die - zumindest in der Zeit, die ich meine - der Bevölkerung ein Bild von viel eitel Sonnenschein vorgaukelte.

 

Probleme gab es scheinbar nur wenige und wenn, dann wurde das einfach weggemauschelt. "Mutti" wurde mit Frauengold friedlich gemacht, über vieles wurde gar nicht im TV berichtet. Es gab keinen so großen Raum für solche Themen. Z.B. auch nicht für psychische Erkrankungen. Diese Menschen waren zu der Zeit dann einfach "nicht normal" und wurden ausgegrenzt. Aber das ist ja auch wieder ein anderes Thema.

 

Wie krieg' ich nun wieder die Kurve zu den sozialen Medien? Die sozialen Medien sind unsozial geworden. Hier treffen Menschen aufeinander, die sich im "echten" Leben nie ausgetauscht hätten, die sich vermutlich auch nie über den Weg gelaufen wären. Aber hier, auf Social Media, knallen alle Meinungen aufeinander. Und so nehmen die Dinge dann ihren Lauf. Was viele immer noch nicht verstehen wollen: Gewalt erzeugt Gegengewalt. Auch der Aufruf zu Gewalt oder zu illegalen Aktionen erzeugt meistens Reaktionen, die wiederum Gegenreaktionen erzeugen. Und so schaukelt sich alles immer mehr und mehr hoch.

 

Ich bin in den letzten Wochen ca. 60 - 80 Menschen entfolgt, es können auch ein paar mehr oder weniger gewesen sein, ich habe nicht nachgezählt. Es gab Tage, da habe ich in meine Timeline geschaut und gedacht: "DAS ist nicht mehr das Fediverse, das ich letztes Jahr kennengelernt habe!". Und dann habe ich das Browserfenster wieder zugemacht, da selbst mein Inhaltsfilter nicht mehr alles greifen konnte.



Ich hatte so unfassbar viele Beiträge in meiner Timeline, die nur noch hetzten. Teilweise zu Straftaten aufriefen, Dinge posteten, die man vielleicht lieber nicht öffentlich posten sollte. Gerade nicht im Fediverse, wo solche Beiträge über tausende Server gehen und man quasi keinerlei Kontrolle mehr über seinen Beitrag hat.

 

Meine Bubble hatte sich stark geändert und erinnerte mich immer mehr und mehr an Instagram und Co. Jetzt ist wieder Ruhe eingekehrt und ich genieße es. Aber auch so etwas gibt es im Fediverse. Denn was ich weiter oben schon einmal sinngemäß schrieb: Hinter jedem Account steckt ein Mensch! Und dieser Mensch war zuvor vielleicht auch bei Instagram, Facebook, Twitter oder sonstwo und ist nun hier, im Fediverse.

 

Und nur, weil dieser Mensch nun hier im Fediverse ist, bedeutet es ja nicht, dass dieser nun anders agiert als zuvor. Der Ärger, der dieser Mensch oder besser gesagt diese Menschen machen, wird halt nur auf einer anderen Plattform ausgetragen. 

 

Und natürlich muss man miteinander diskutieren können, unbedingt! Ein Austausch muss stattfinden können, auch wenn man mit unterschiedlichen Meinungen auseinander geht! Aber das geht halt auch anders.

 

In einer Zeit, in der die Wörter "Toleranz" und "Akzeptanz" noch nie so laut herausgerufen, ja sogar schon herausgeschrien wurden wie je zuvor, erleben wir, wie es ist, wenn man diesen Menschen, die einen Großteil von Twitter, Instagram und Co. ausmachen, gegen alles und fast jeden hetzen. Dabei werden auch gerne mal die Tatsachen verdreht und Fakten so ausgelegt, wie es passt.

 

Beobachtet man das alles ein bisschen genauer, sind aber oft auch Menschen dabei, die eigentlich keine eigene Meinung haben, sich irgendwelche vermeintlichen Vorbilder suchen und denen dann fröhlich nachplappern. Weil sie scheinbar verlernt haben, sich eine eigene Meinung zu bilden. Und weil es wichtiger ist, was in den sozialen Medien passiert. Sowie sind die sozialen Medien wichtiger als alles andere. So scheint es zumindest. Also, nicht bei mir, wobei ich schon ziemlich nerdig angehaucht bin. Aber Reallife geht halt immer vor. Also bei mir. Nicht bei anderen.

 

Und so kommt es dann mittlerweile immer mal wieder vor, dass auf TikTok oder Instagram Pflegepersonal während der Dienstzeit lieber live geht, anstatt sich um Patienten zu kümmern. Patienten, die beamtmungs- und/oder intensivpflichtig sind. Deren Privatsphäre man rücksichtslos mit Füßen tritt und sich nicht ordnungsgemäß um diese Menschen gekümmert wird, nur um "live" zu sein, Aufmerksamkeit zu bekommen und ein paar Klicks zu erhaschen. So weit ist es mittlerweile schon gekommen!

 

Und dann ist da die Frage: Woher habe ich diese Information? Genau, ebenfalls aus den sozialen Medien. Und da schließt sich wieder der Kreis. Hätte ich davon erfahren, wenn diese Meldung nicht in den sozialen Medien geteilt worden wäre? Nein, hätte ich mit Sicherheit nicht. Die Frage ist dann allerdings auch: Was haben die Personen davon, die solch eine Straftat aufdecken? Da schaue ich mir einfach mal den jeweiligen Kanal an, wie viel Werbung und somit Einnahmen durch Aufdeckung dieses Skandals generiert wird und somit beantwortet sich die Frage meist völlig von selbst. Ob das Engagement ohne die vielen Zuschauer/Klicks/Werbeeinnahmen genau so groß gewesen wäre ist, stelle ich in Frage.

 

Was wird hier genutzt? Werbung, nichts mehr. Alle die, die sich durch solche Klickzahlen wie z.B. auf YouTube und Co. verleiten lassen, sind "Opfer" von YouTube und dessen Algorithmus, nicht mehr. Denn auch das machen die (sozialen) Medien mit uns. Sie lassen uns immer mehr abstumpfen. Und nicht nur die, auch im TV sieht es doch schon lange nicht anders aus. Bleibt die Frage: Warum lassen wir das mit uns machen, was fesselt uns so sehr daran?



Weil wir schon viel zu viel von alldem gesehen haben, weil es für uns nur eine Begleiterscheinung ist. Ablenkung vom Alltag. Da wird beim Abendbrot essen mal eben im TV ganz nebenbei gesehen, wie Menschen in irgendeinem Land hingerichtet werden oder verhungern. Menschen, die verzweifelt mit großen Augen und einer leeren Schale in der Hand an einem Zaun stehen und verzweifelt um Nahrung betteln müssen, währenddessen wir genüsslich in unser Brötchen beißen und den Kopf schütteln über die Tatsache, dass Menschen in anderen Ländern nicht so ein Luxusleben führen wie wir. Was wir dabei vergessen: Auch hinter diesen Bildern stecken echte Menschen. Das ist kein Spielfilm, kein 90-minütiger Film im Kino! Das ist echt, verdammt noch mal! Diese Menschen stehen dort wirklich und haben Hunger!

 

Und dann schalten wir um, schauen uns Maischberger, Frau Illner, die heute-Show, Markus Lanz und noch einige andere Komiker an und meinen, überall mitreden zu können. Und warum? Weil wir dann alle "Ahnung" von diesem Thema haben. Weil wir über das Thema etwas in den sozialen Medien gesehen haben oder es im TV gesendet wurde. Niemand stellt sich hier die Frage, was die jeweiligen Macher solcher Formate eigentlich mit diesen Themen bezwecken wollen. Und die wenigsten hinterfragen mal den Wahrheitsgehalt der Informationen, die uns da so angeboten werden. Oder welche Informationen uns nicht mitgeteilt wurden. Wie vollständig Informationen eigentlich sind, die wir im linearen TV und in den sozialen Medien aufschnappen. Welcher Wahrheitsgehalt eigentlich dahintersteckt.

 

Es gibt mittlerweile fast täglich neue und immer mehr und mehr hochbrisante Themen, die künstlich aufgebauscht und dadurch künstliche Skandale erzeugt werden. Skandale, die es häufig nicht sind, Skandale, die es schon seit Jahrzehnten gibt (aber kein aktuell anderes Thema derzeit spannend genug war, also wird das alte Thema von vor 10 Jahren wieder aus der Schublade geholt, welches auch damals schon für hohe Einschaltquoten sorgte).

 

Und wir? Wir fahren voll drauf ab. Oder sollte ich sagen "fallen voll drauf rein"? Auch hier wieder die Frage: Wofür werden diese Sendungen gemacht? Für Einschaltquoten und bei den privaten Sendern natürlich auch für Werbeeinnahmen. Für nichts anderes. Genau wie in den sozialen Medien. Aber nein. Das ist ja Kritik und Kritik ist schlecht. Wie kann man etwas gegen unser gutes, altes, deutsches Fernsehprogramm haben. 😏

 

Heute noch wirklich neutrale Medien zu finden ist in meinen Augen schwierig. Ich bilde mir gerne selber meine Meinung, schon immer. Aber das ist heutzutage sehr schwierig. Ich erinnere mich noch sehr gut an die Zeit, als ich meinem damaligen Lieblingsradiosender (den wir übrigens alle mit unserer GEZ-Gebühr bezahlen) die über 20-jährige Freundschaft kündigte. Seit meiner frühesten Jugend hatte ich diesen Sender gehört und diesen für seine gute Musik sehr gemocht.

 

Nach vielen Jahren änderte sich bei diesem Sender wohl das gesamte Konzept. Die kleinen Beiträge, die sonst immer mal wieder zwischen der Musik mal mehr, mal weniger interessant anzuhören waren, wurden zunehmend politischer. Nun muss man dazu sagen, dass dieser Sender als primäre Zielgruppe junge Menschen hat, also Menschen, die noch nicht immer eine feste politische Meinung haben und teilweise noch sehr formbar sind.

 

Irgendwann fiel mir auf, dass unterschwellig immer mehr politische Botschaften rübergebracht wurden, dazu mit einer deutlichen Aussage, was politisch richtig oder falsch sei. Das hat mich massiv gestört. Ich möchte mich nicht von irgendwelchen Medien beeinflussen lassen, ich möchte mir meine eigene Meinung bilden dürfen! Das ist mit ein Grund, warum ich heutzutage so gut wie nie Nachrichten schaue oder lese. Ich mag mich nicht beeinflussen lassen!

 

Und da sind wir wieder an dem Punkt, an dem sich jeder von uns die Frage stellen muss, wie sehr nicht nur die sozialen Medien unser Leben verändert haben, sondern auch Radio- und TV-Sender.

 

Die Antwort darauf lautet: Sehr! Wir alle sind davon betroffen, ob wir es wollen oder nicht. Die (sozialen) Medien haben unsere gesamte Gesellschaft verändert. Unser Handeln, unser Tun, unser Denken. Und das spiegelt sich auch in den linearen Medien wider. Und wofür? Wie ich bereits schon zuvor erwähnte spielt Geld dabei eine ganz wichtige Rolle. Fadenscheinig und heuchlerisch wird in den (sozialen) Medien Aufklärungsarbeit im großen Stil betrieben, dabei geht es den Machern dieser Sendung lediglich um Werbeeinnahmen, Einschaltquoten und somit um den Wettbewerb.

Wie angenehm waren da doch noch z.B. vor vielen Carmen Thomas auf WDR 2, die ebenfalls gerne mal die ein oder andere kritische Frage stellte. Ja, schon lange her. Aber solche "gelegentlichen" Sendungen hatten den Vorteil, dass man zwischen den Sendungen ausreichend Zeit hatte, sich eine eigene Meinung zu diesem Thema zu bilden. Heute wird man nonstop mit Politik zugeballert und wir als Zuschauer werden zum Spielball. Mal regen wir uns über dieses Thema auf, mal über jenes und mal über ein anderes. Was gerade so vorgegeben wird.

 

"Betreutes Denken" wäre dafür vermutlich der richtige Ausdruck.

 

Man passt sich halt dem Zahn der Zeit an. Und man selbst als Zuschauer/Zuhörer hat bei diesen Massen an Informationen überhaupt keine Möglichkeit mehr, diese zu verarbeiten. Und so kommt es, dass es irgendwann Menschen gibt, die diese ganzen vielen und teilweise furchtbaren Informationen nicht mehr verarbeiten können und sich vollständig aus den sozialen Medien zurückziehen. 

 

Doch selbst dann gibt es keine Ruhe, denn dieses Stimmungsmache geht ja in den linearen Medien weiter. Und vieles von dem, was noch vor Jahren nicht denkbar gewesen wäre, ist in unserer Gesellschaft völlig normal geworden: Kinder, die bei McDonalds auf dem Tisch rumhüpfen, denen man aber auch nichts sagen darf, den Müttern aber auch nicht, weil ein Zurechtweisen des Kindes halt dessen Freiheit in seiner Entwicklung beschneiden würde.

Menschen, die vorsätzlich Straftaten begehen, dabei erwischt werden und sich für diese Menschen eingesetzt wird, obwohl sie andere Menschen absichtlich in Gefahr gebracht haben. Jugendliche, die andere Menschen anpöbeln, anspucken und Schlimmeres. Menschen, die andere Menschen belästigen, Menschen ohne festen Wohnsitz, die angezündet werden. Menschen, die vor lauter Angst, bei lebendigen Leibe zu verbrennen, aus dem 73. Stock springen... ach das hatten wir ja schon. Stimmt. Das ist eine Wiederholung und Wiederholungen sind langweilig. Das ist ja auch das Thema mit der Aufmerksamkeitsspanne und so. 

 

Ich überlege gerade, wie langweilig diese Menschen es wohl fanden, als sie aus dem 73. Stock gesprungen sind. Mit der 100%-tigen Gewissheit, diesen Sprung nicht zu überleben und völlig zermatscht auf dem Boden aufzuschlagen. Und ob man vielleicht schon im Vorfeld etwas dagegen hätte machen können, anstatt immer und alles zu zerreden.

 

Nein, das ist nicht nett, was ich gerade geschrieben habe. Aber die Wahrheit. Und die kann manchmal grausam sein. Aber das kennt man ja, aus den Medien. Und vielleicht sollten wir alle mal ein wenig mehr selbst und selbstständig Nachdenken, als uns so dermaßen von den Medien, als auch von den sozialen Medien leiten zu lassen. 

Und auch darüber nachdenken, was für Folgen unser Verhalten für alle anderen Mitmenschen hat. Weniger Gegeneinander, mehr Miteinander. DAS ist sozial. Und Miteinander bedeutet nicht, sich draußen auf den Straßen rumzuprügeln. Egal wie, wer oder aus welchem Anlass.

 

Ich auf jeden Fall bin froh, weg von Instagram, Facebook und Co. zu sein. 

 

Ergibt dieser Beitrag nun irgendeinen Sinn? Vermutlich nicht. Aber muss es auch nicht. Es sind Gedanken und auch dafür ist ein Blog da. Einfach mal rauslassen, über was man so gerade nachdenkt und was einen bewegt.